Alles nur eine Blase?

Es lohnt sich einfach IMMER, Sachverhalte, Inhaltsstoffe, Produktionsweisen und Transparenz zu hinterfragen. 
So sind wir seit unserer Unternehmensgründung sicher einigen unserer Zulieferern auf „die Nerven“ gegangen, da wir von Anfang an genau wissen wollten, wo wird das Leder, das Garn oder der Reißverschluss hergestellt, aus welchen Bestandteilen besteht er/es, welche Bio-Zertifizierungen hat er/es und woher stammt das Rohmaterial? Denn leider hat die Erfahrung gezeigt, mit einem „Made in Germany“ schmückt man sich schnell, aber welche Produktionsschritte werden tatsächlich in Deutschland ausgeführt? Wieso darf sich ein Produkt als Made in Germany bezeichnen, wenn hier nur noch der letzte Knopf, die letzte Naht angebracht und dies nicht transparent gemacht wird?! 

Als Gründerin meines eigenen Unternehmens war mir von Anfang an klar, bei uns entstehen reine Made in Germany Taschen, Portemonnaies und Accessoires und die Kundin/der Kunde kann sich darauf verlassen, dass unsere Zutaten von deutschen Traditionsbetrieben stammen, dass auch dort hinterfragt wurde, woher die Rohzutaten stammen und dass unsere Produkte ausschließlich in einer deutschen Manufaktur handgefertigt werden. Das erhält unsere kostbare deutsche Handwerkstradition, das steht für kurze Transportwege, für zertifizierte Zutaten, für exzellente Qualität und für eine gewollte Transparenz! 

Vor ein paar Tagen wurden jedoch auch wir „Opfer“ einer Blase. Bei unserem deutschen Zulieferer bestellten wir ein Modell unserer Taschenverschlüsse nach. Den produzierenden Betrieb in Italien hatten wir nach langer Suche gemäß unserer Ansprüche an Zuverlässigkeit, Ethik und hervorragenden Materialien als passend auserkoren. Denn leider gibt es kaum noch Unternehmen, die Metallwaren für die Lederbranche in Deutschland herstellen. Einen zertifizierten Betrieb mit langer Familientradition zu finden, der REACH-konform arbeitet und der in Europa ansässig ist und auch dort produziert, war uns also mit jenem Betrieb in Italien gelungen. Ja, es wird alles in Italien gefertigt, so die Auskunft, Karabiner, Ringe, Ösen, Nieten…und so verliessen wir uns darauf, dass auch die Taschenschlösser dort produziert würden. 

In den vergangenen Jahren wurde über unseren deutschen Zwischenhändler immer termingerecht und zuverlässig geliefert. 
Als nun bei der Bestellung der Schlösser plötzlich davon gesprochen wurde, dass wir die Kosten für die Seefracht nicht zu tragen hätten, wurden wir stutzig…. Seefracht?? Aus Italien nach Deutschland???? 
Wir fragten sofort nach und erhielten die Auskunft, dass die Rohlinge aus China kämen und in Italien galvanisiert würden. Wir waren schockiert, verärgert und vor allem enttäuscht – waren wir doch so sorgfältig gewesen, IMMER nachzufragen, wo und wie produziert wird und woher die Rohware der Einzelteile stammt. Und dann kommt nur durch Zufall so etwas heraus. 
Wir blieben dran und wollten wissen, woher genau in China die Rohware stammt und welches Unternehmen diese dort herstellt. Dann hätten wir versucht zu überprüfen, unter welchen Bedingungen die Metallschlösser dort produziert werden. Unser deutscher Zulieferer gab an, ihm würde die Info dazu aus Italien verweigert. Ihm gegenüber gäbe es keine Transparenz dazu. Karabiner, Ringe, Ösen würden tatsächlich in Italien produziert, aber eben diese Schlösser nicht. 

Damit geben wir uns nicht zufrieden. Wir werden uns direkt an das  italienische Unternehmen wenden und erfragen, wo genau die Schlösser produziert werden. Produktteile, die aus China stammen, lehnen wir in unserem Unternehmen ab. Nicht, weil wir alle Produkte, die aus China stammen über denselben Kamm scheren und von vornherein verurteilen, sondern weil uns immer wieder und zu viele Nachrichten erreichen, die von schlechten Arbeitsbedingungen, von unbezahlten Überstunden, von fehlenden Umwelt- und Sozialstandards dort berichten. Daran möchten wir uns nicht beteiligen. Sicher gibt es auch in China Vorreiterbetriebe, die die eben genannten Punkte beherzigen und gut umsetzen, aber es ist uns nicht möglich, nach China zu reisen, um uns ein Bild von Betrieben vor Ort und deren Wahrhaftigkeit zu machen. Und so sprechen wir uns für unsere Lederwaren strikt gegen Rohmaterial und Zutaten aus China aus.


Es wird uns eine Lehre sein, hat uns das Ganze doch gezeigt, wie wichtig es ist, bei wirklich JEDER einzelnen Zutat eines Zulieferers nachzufragen, woher die Rohware stammt. 
Nur so können wir weiterhin reinen Gewissens für Transparenz, höchste Qualität und Zuverlässigkeit stehen. Und vielleicht andere Unternehmen dazu anregen, auch ganz genau nachzufragen. Für unsere Umwelt und Gesundheit, für gute und faire Arbeitsbedingungen – für unser aller Zukunft!

Und wir haben sofort recherchiert und Kontakt zu einem deutschen Metallwarenhersteller aufgenommen, der uns vorher noch nicht aufgefallen war und angefragt, wo er seine Ware fertigt, woher seine Rohteile stammen…

Und eines ist klar: Wir werden immer weiter nachfragen.

Wo wir noch zu finden sind
– kommt vorbei!   

„Frankfurt kauft ein 2024 – Die besten Geschäfte in Frankfurt“, Seiten 46 u. 93